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Fahrt mit dem „Weißenhorner“ am 21.6.

Am 21.6. unternehmen wir eine Fahrt mit dem „Weißenhorner“ von Ulm nach Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm/Bayern). Hierbei, genauer bei dem Abschnitt von Senden nach Weißenhorn, handelt es sich um die erste für den Personenverkehr reaktivierte Strecke in Bayern.

Bau und Inbetriebnahme als Vizinalbahn

Erste Überlegungen für eine Bahnanbindung von Weißenhorn gab es bereits 1856, kurz nachdem sich in Memmingen ein Verein zur Förderung des Baus der Illertalbahn gegründet hatte. Der Weißenhorner Bürgermeister Jann bemühte sich in Memmingen darum, die Strecke ab Heimertingen nicht im Illertal, sondern im Tal der durch Weißenhorn fließenden Roth zu führen. Entsprechende Anstrengungen blieben allerdings folgenlos, die Bahn zwischen Neu-Ulm und Memmingen wurde in ganzer Länge entlang der Iller erbaut. Auch weitere Bemühungen des Weißenhorner Stadtrats blieben zunächst ohne Erfolg. 1864 wurde immerhin eine Verbindung mit Stellwagen nach Vöhringen eingerichtet und damit ein erster Anschluss an die Illertalbahn geschaffen.

Nachdem das Königreich Bayern am 29. April 1869 sein erstes Vizinalbahngesetz verabschiedet hatte, mit dem die Ergänzung des bayerischen Eisenbahnnetzes durch Nebenbahnen gefördert werden sollte, bekamen die Weißenhorner Eisenbahnpläne neuen Auftrieb. 1872 beauftragte die Stadt den Zivilingenieur Karl del Bondio mit der Projektierung zweier alternativer Strecken von Weißenhorn nach Nersingen und Vöhringen. Er untersuchte auch das zu erwartende Verkehrsaufkommen und empfahl die Verbindung nach Nersingen, die zwar länger, aber dafür wesentlich einfacher zu trassieren sei und auch mehr Orte anschließen würde. Auf das entsprechende Gesuch der Stadt um Aufnahme der Strecke in das nächste Vizinalbahngesetz hin beurteilte die Generaldirektion der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen die Verbindung nach Nersingen als unrentabel und schlug als Alternative eine Verbindung mit der Illertalbahn in Senden vor. Am 29. Juli 1876 unterschrieb König Ludwig II. das entsprechende Gesetz. Im gleichen Jahr erfolgte noch der Vertragsabschluss zwischen der Stadt Weißenhorn und der Staatsbahn zur anteiligen Übernahme der Baukosten entsprechend den Anforderungen des Vizinalbahngesetzes.

Im Sommer 1877 begannen die Bauarbeiten und nach knapp einem Jahr wurde am 4. September die erste Probefahrt über die Gesamtstrecke durchgeführt. Am 15. September 1878 erfolgte schließlich die offizielle Eröffnung der Strecke als eine von drei Vizinalbahnen im Bezirk Schwaben. Der erste Fahrplan sah vier tägliche Zugpaare vor.

Entwicklung bis zur Einstellung des Personenverkehrs

1908 wurde von der nördlich von Weißenhorn gelegenen Nachbargemeinde Pfaffenhofen an der Roth eine weitere Bahnverbindung vorgeschlagen. Die Strecke sollte von Neu- Ulm über Pfaffenhofen nach Weißenhorn und weiter durch das Rothtal nach Babenhausen mit Anschluss an die Bahnstrecke Kellmünz– Babenhausen führen. Weißenhorn wäre damit Bahnknoten geworden. Die Pläne wurden mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs letztlich begraben.

Das Fahrplanangebot auf der Strecke blieb über die Jahrzehnte weitgehend konstant. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden auf der als Kursbuchstrecke 406d verzeichneten Verbindung von Montag bis Freitag sechs Zugpaare angeboten, an den Wochenenden sogar sieben.

Nach Ende des Krieges und mit Beginn der Motorisierung des Individualverkehrs sank die Nachfrage allmählich. Dazu trug auch bei, dass die Deutsche Bundesbahn bereits ab 21. Juli 1952 eine direkte Bahnbuslinie von Weißenhorn nach Ulm eingerichtet hatte, die das bis dahin nötige Umsteigen in Senden überflüssig machte. Das Angebot auf der Straße wurde schrittweise zu einem Stundentakt ausgebaut, dagegen auf der Schiene eingeschränkt. Zuletzt verkehrten noch zwei Zugpaare, die analog zum Bus ab Senden nach Ulm beziehungsweise Neu-Ulm verlängert worden waren. Die Einstellung des Schienenpersonennahverkehrs auf der zuletzt als Kursbuchstrecke 407b geführten Strecke erfolgte schließlich am 25. September 1966. Seitdem wurde die Strecke ausschließlich im Güterverkehr bedient, vorwiegend zur Bedienung des Weißenhorner Industriegebiets Eschach, in das ein Anschlussgleis führt.

Wiederinbetriebnahme für den Personenverkehr

Seit den 1990er Jahren gab es immer wieder Forderungen, die Strecke erneut im Personenverkehr zu bedienen. Ab Anfang der 2000er Jahre engagierte sich vor allem dieWeißenhorner lokale Agenda Mobilität/Stadtentwicklung für die Strecke. Die Forderung wurde unter anderem mit jährlich durchgeführten Sonderfahrten untermauert, ab 2008 setzten sich auch ortsansässige Firmen für den Erhalt und Ausbau der Strecke ein.

Im Sommer 2008 schrieb die DB Netz AG die Strecke aus. Für Gleiserneuerungen würden in den nächsten fünf Jahren rund sechs Millionen Euro anfallen. Darauf meldeten sich vier Interessenten, wobei schließlich die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU Verkehr GmbH) übrig blieb. Diese hat die Strecke Anfang Juli 2009 gepachtet und im Oktober 2013 gekauft. Die SWU Verkehr GmbH betreibt seit der Anpachtung die Schienenanlagen als EIU und hat den Ausbau der Strecke in die Wege geleitet. Zunächst hielt sie die Strecke vor allem für den Güterverkehr vor.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft schrieb im Dezember 2012 den im Stundentakt vorgesehenen Betrieb auf der Linie Ulm – Senden – Weißenhorn aus. Am 27. März 2013 gab sie der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee den Zuschlag für die Nahverkehrsleistungen, die zunächst ab Fahrplanwechsel im Dezember 2013 für drei Jahre bestellt sind. Der Planfeststellungsbeschluss wurde im Mai 2013 rechtskräftig, so dass die SWU Verkehr GmbH damit beginnen konnte, die Strecke mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Euro zu modernisieren. Dabei wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h angehoben, um eine attraktive Fahrzeit zu erreichen. Vier Bahnsteige und eine Überführung wurden neu gebaut sowie neun Bahnübergänge technisch gesichert.

Am 14. Dezember 2013 wurde die Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Senden und Weißenhorn mit einem Festakt auf dem Weißenhorner Bahnhof gefeiert. Seit 15.Dezember 2013 wird die Strecke unter der Bezeichnung „Der Weißenhorner“ wieder im regulären Personenverkehr bedient. Die Strecke sei damit, so die Pressemitteilung des Regionalverbands Donau-Iller, die erste Reaktivierung einer Bahnstrecke für den Personenverkehr in Bayern seit über vier Jahrzehnten. Die Bahnstrecke Hörpolding – Traunreut wurde allerdings bereits 2006, die Bahnstrecke nach Neustadt (Waldnaab) 2007 reaktiviert.

Streckenführung

Für die Vizinalbahnen entsprechend dem Gesetz von 1869 sahen die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen noch keine besonderen Bauvorschriften vor, grundsätzlich sollte die Trassierung analog zu den bislang gebauten Hauptbahnen erfolgen. Dementsprechend weist die Strecke Senden - Weißenhorn eine vergleichsweise aufwändige Trassierung auf, anders als die meisten später errichteten bayrischen Lokalbahnen. Sichtbar wird dies am tiefen Einschnitt, der für den BahnhofWitzighausen als einzigen Zwischenbahnhof der Strecke ausgehoben wurde. Auch das Empfangsgebäude dieses Bahnhofs mit seinen drei Stockwerken und die direkt am Bahnhof erbaute Überführung entsprechen eher Hauptbahnstandards.

Die Strecke verlässt den Bahnhof Senden nach Süden und wendet sich in einer langgezogenen Kurve nach Osten. Beim Kilometer 1,4 lag der frühere Haltepunkt Wullenstetten, der bis zur Einstellung des Personenverkehrs 1966 meist nur als Bedarfshalt bedient wurde. Beim Kilometer 2,1 liegt der seit Dezember 2013 bediente neue Haltepunkt Wullenstetten. Der ehemalige Bahnhof Witzighausen liegt am Kilometer 4,5 in einem langgezogenen Bogen Richtung Südosten. Der heutige Haltepunkt Witzighausen liegt etwa 400 m nordwestlich am Bahnübergang der Illerberger Straße, ungefähr am höchsten Punkt der Strecke. Bis Weißenhorn weist die Strecke ein sanftes Gefälle auf, bei den Kilometern 7,7 beziehungsweise 7,8 liegen die Anschlussgleise in das Eschacher Industriegebiet; bei Letzterem befindet sich auch der Haltepunkt Eschach. Der Bahnhof Weißenhorn liegt westlich der Altstadt.

witzighausen
Foto: Privatfoto/SWP September 1966: Zum letzten Mal kommt der zwischen Senden und Weißenhorn verkehrende Zug am Bahnhof Witzighausen vorbei.

Betrieb

Der Bahnhof Weißenhorn erhielt bereits beim Bau der Strecke eine eigene Lokstation für die einzusetzenden Lokomotiven, die als Außenstelle der Betriebswerkstätte Neu-Ulm fungierte. Stationiert waren zunächst zwei Bayerische D IV-Lokomotiven (DR-Baureihe 88.71). Diese erwiesen sich im Laufe der Jahre als zu schwach für die steigenden Zuglasten. Für 1902 ist der Einsatz von Lokomotiven der Baureihen D VI und D VII (DR-Baureihe 98.75 und 98.76) verzeichnet. Auch in den Jahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fast ausschließlich verschiedene Baureihen bayrischer Lokalbahnlokomotiven eingesetzt, vor allem die Bayerische D XI (DR/DB-Baureihe 98.4) und die Bayerische GtL 4/4 (DR/DB-Baureihe 98.8). Zum Einsatz kamen aber auch die ab 1928 gelieferten Einheitsloks der DR-Baureihe 86.

Ab 1956 verschwanden die bayrischen Lokalbahnlokomotiven. Sie wurden durch die neueren Einheitsloks der Baureihe 64 ersetzt, die bis zur Einstellung des Personenverkehrs die meisten Züge fuhren, unterstützt durch Uerdinger Schienenbusse der Baureihe VT 95. Den letzten Personenzug am 24. September 1966 bespannte mit der Lokomotive 64 001 die erste Lokomotive dieser Baureihe, dem Anlass entsprechend mit blumengeschmückter Rauchkammertür. Ab 1961 wurden auch die ersten Dieselloks der Baureihe V100 eingesetzt. Diese Loks übernahmen auch nach Einstellung des Personenverkehrs den Güterverkehr, wobei noch bis 1975 gelegentlich Dampfloks der Baureihe 50 des Bahnbetriebswerks Ulm eingesetzt wurden. Dieses Bw teilte sich seit Schließung des Bahnbetriebswerks Neu-Ulm 1960 den Einsatz auf der Strecke mit Loks des Bahnbetriebswerks Kempten.

Seit Abzug der Baureihe V100 aus Kempten wird der Güterverkehr mit Dieselloks der Baureihe 294 mit einem werktäglichen Zugpaar abgewickelt. Noch Mitte der 1980er Jahre war aufgrund des damals recht hohen Güteraufkommens der Einsatz von zwei Zugpaaren erforderlich.

Mindestens einmal im Jahr fanden seit Anfang der 2000er Jahre Sonderfahrten mit modernen Dieseltriebwagen der DB-Tochterfirma Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) anlässlich des Aktionstages Ohne Auto - mobil! Mitte September zwischen Ulm und Weißenhorn statt. Federführend wurden diese durch den Donau-Iller-Nahverkehrsverbund (DING) und vor Ort von der kommunalen AGENDA21 Weißenhorn, Arbeitsgruppe Mobilität/Stadtentwicklung, organisiert, die sich für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs engagiert haben.

Der Personenverkehr wird seit Dezember 2013 durch Dieseltriebwagen der DB-Baureihe 650 der RAB bedient.

weissenhorn_bf
Zwei Triebwagen der Baureihe 650 (Regio-Shuttle) warten am Bahnhof Weißenhorn auf die Abfahrt in Richtung Ulm.

Quelle: Wikipedia


Der FES plant für den 21.6. den Besuch dieser Bahnstrecke. Für unseren Ausflug ist geplant, mit dem Zug um 13:32 Uhr ab Ulm nach Weißenhorn zu fahren. Dort können wir einen kleinen Bummel durch die Altstadt unternehmen und auch in ein Café einkehren die Rückfahrt von dort ist für 16:02 Uhr angedacht.
Bei entsprechendem Interesse besteht natürlich die Möglichkeit zu Mittagessen in Ulm.
Gegebenenfalls werden die Details im Newsletter bekannt gegeben.
Übrigens gilt auf der Strecke nach Weißenhorn das Baden-Württemberg-Ticket, Gäste auch Bayern können natürlich auch das Bayern-Ticket nutzen.

Fahrplan

Mannheim
Stuttgart
ab 9.35
an 11.46
RE 4823
RB 39919
Gl. 10b
 
Stuttgart
Ulm
ab 12.02
an 13.02
IRE 4227
 
Gl. 12
 
Ulm
Weißenhorn
ab 13.32
an 13.57
RB 26469
 
Gl. 5b
 
Weißenhorn
Ulm
ab 16.02
an 16.26
RB 26474
 
 
Ulm
Stuttgart
ab 16.54
an 17.56
IRE 4234

Gl. 3

Stuttgart
Mannheim
ab 18.15
an 20.22
RB 39926
RE 4830
Gl. 7

bzw.

München
Ulm
ab 10.36
an 12.35
RE 57182
 
Gl. 16
 
 weiter wie  oben    
Ulm
München
ab 17.23
an 19.21
RE 57191

 

 

strecke

Heiko, Ulm


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